Die Schönbrunner Allee verbindet seit fast 270 Jahren als nahezu gerade Linie die kaiserlichen Residenzen Schönbrunn und Laxenburg.
Neben ihrer kulturhistorischen Bedeutung ist diese Allee auch ein einzigartiges Landschaftselement. Angeblich sollen ja die Kastanienbäume in nur einer Nacht gepflanzt worden sein, um Kaiserin Maria Theresia zu überraschen.
Etwas gesicherter ist die jüngere Geschichte dieser historischen Straße:
So wurde in den späten 1980er-Jahren die neue Ortsumfahrung von Biedermannsdorf gebaut und damit die Schönbrunner Allee auf einer Länge von über zwei Kilometern stillgelegt.
Zu diesem Zeitpunkt war der alte Baumbestand schon in sehr schlechtem Zustand. Viele Bäume waren bereits abgestorben und mussten umgeschnitten werden. Die restlichen waren durch Überalterung, Streusalz und Miniermottenbefall stark geschädigt. Da in dieser Zeit vor allem wegen des zunehmenden Auftretens der Miniermotte von der Kastanie abgeraten wurde, wurden Ahorn- und Lindenbäume nachgepflanzt.
In den 1990er-Jahren wurden außerhalb des Ortsgebietes (beginnend vom Krottenbach bis zur Gemeindegrenze von Vösendorf), auf einer Länge von rund 1,6 Kilometern, die restlichen alten Kastanien und die teilweise schlecht angewachsenen Ahorn- und Lindenbäume durch etwa 200 neue Kastanien ersetzt. Diese Auspflanzung wurde damals ganz wesentlich von Herrn Hofrat Dr. Leopold Urban (ehemaliger Direktor der Höheren Gartenbauschule in Schönbrunn und seit Jahrzehnten in Biedermannsdorf wohnhaft) fachlich und historisch begleitet.
So wurden dem historischen Vorbild entsprechend der Abstand der Bäume und auch der berühmte Versatz der beiden Alleeseiten zueinander wieder hergestellt. Der Miniermotte trotzend entschied man sich zur Auspflanzung der ursprünglich verwendeten Weißen Rosskastanie.
Nach der Stilllegung entwickelte sich die Schönbrunner Allee rasch zum beliebten Freizeitareal. SpaziergängerInnen, RadfahrerInnen, JoggerInnen und auch andere FreizeitsportlerInnen nahmen die Allee in ihren Besitz.
Aber auch die Natur nahm wieder Besitz von der Schönbrunner Allee!
So hinterließen die verrottenden Wurzelstöcke der alten Alleebäume tiefe Löcher. Auch der teilweise vorhandene Straßengraben machte es unmöglich, den Straßenrand zu mähen. In Folge kamen viele Sträucher, vor allem Hagebutten und Holunder, auf. Im Bereich der Biedermannsdorfer Ziegelteiche breitete sich die üppige Naturvegetation auch Richtung Schönbrunner Allee aus und unterdrückte die noch jungen Kastanien. Diese blieben im Wuchs gegenüber den freistehenden Kastanien stark zurück und wiesen einen krummen Wuchs auf, da sie sich nach dem Licht streckten. Kalimangel und Frostschäden führten außerdem zum Aufplatzen der Rinde und Eindringen von Pilzkrankheiten.
In den Jahren 2009 bis 2011 wurden daher die wild aufgegangenen Sträucher beseitigt, die Löcher und Gräben zugeschüttet und am Straßenrand neues Gras gesät.
Im Bereich der Ziegelteiche wurde die Konkurrenz durch üppigen natürlichen Bewuchs zurückgedrängt. Die jungen Kastanien danken dies mit ihrer kräftigen Entwicklung. Durch Kalidüngung, einem weißen Frostanstrich der Rinde und regelmäßige Bekämpfung der Miniermotte wird die Gesundheit der Bäume gefördert. Etwa 30 Kastanien mussten im Zuge der Revitalisierung nachgepflanzt werden.
2012 erschien ein Buch über die Schönbrunner Allee. Hofrat Dr. Leopold Urban setzt sich auf 244 Seiten (mit 164 farbigen Abbildungen) mit Alleen im Allgemeinen, mit der Schönbrunner Allee aber im Detail, auseinander. Beleuchtet werden auch die kaiserlichen Residenzen Schönbrunn und Laxenburg sowie die gekrönten Häupter, die diese Zeit prägten. Aber auch den Ziegeleien, die während der beginnenden Industrialisierung entlang der Schönbrunner Allee entstanden, ist ein Kapitel gewidmet. Hier kamen der fahrende Hofstaat und die Not der ZiegelarbeiterInnen in eine unmittelbare Nähe zueinander.
Das Buch »Die Allee von Schönbrunn nach Laxenburg – Schicksal einer Geraden« von Leopold Urban ist im Böhlau Verlag erschienen (ISBN:978-3-205-78636-8).
Es kostet 29,90 Euro und ist im Buchhandel erhältlich.